Der Mann und seine Erektion

Die Gene X und Y

Ob man sich zu einem Mann oder zu einer Frau entwickelt, wird genetisch grundsätzlich schon sehr früh bestimmt, nämlich dann, wenn die Kerne von Eizelle und Spermium zusammentreffen und daraus anschliessend ein Embryo wächst. Ein X- und ein Y-Chromosom bilden in aller Regel männliche Geschlechtsmerkmale, während die Kombination zweier X-Chromosomen zur Entstehung von weiblichen Geschlechtsmerkmalen führt.

Die Anlage von Organen und hormonproduzierenden Drüsen führt beim Fötus zur Entwicklung der typischen Geschlechtsmerkmale. Die Bildung von Testosteron in den Hoden, vor allem beim Erreichen der Pubertät, ist dann eine der treibenden Kräfte der geschlechtlichen Determinierung des Mannes und auch wichtig für die Ausbildung von sekundären Geschlechtsmerkmalen, wie der ausgeprägteren Körperbehaarung, des Stimmbruchs oder des stärkeren Muskelwachstums.

Geni X Y

Der männliche Geschlechtsapparat

Urogenital- und Geschlechtsorgane sind beim Mann zum Teil vereint, wie dies an der Harnröhre festzustellen ist. Die Harnröhre beim Mann ist etwa 20 bis 25 cm lang und führt den Urin aus der Harnblase aus.

In der Harnröhre des Mannes finden aber auch die Vorsteherdrüse (Prostata) und die Samenleiter (Ductus deferens) ihren Ausgang, sodass die Harnröhre beim Mann nicht nur Urin, sondern auch den Samen und das Prostatasekret nach aussen transportiert.

Zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes gehören auch die cowperschen Drüsen (Glandula bulbourethralis) und die Samenbläschen (Vesiculae seminales) sowie die Prostata. Diese 3 Drüsen produzieren die Samenflüssigkeit, welche die Spermien transportiert und sie gleichzeitig aktiviert und schützt.

Die äusseren Geschlechtsorgane des Mannes sind der Penis und der Hodensack (Skrotum). Im Hodensack befinden sich die Hoden (Testis) und die Nebenhoden (Epididymis). Im Hoden finden die eigentliche Samenproduktion und die Testosteronbildung statt. Die Spermienbildung und Testosteronsynthese in den Hoden dauern das ganze Leben an, nehmen jedoch ab dem 40.

Altersjahr mit fortschreitendem Alter langsam, aber stetig ab. Im Unterschied zur Frau, bei der die Menopause das abrupte Ende der Fruchtbarkeit darstellt, bleibt der Mann theoretisch bis ins hohe Alter zeugungsfähig.

Nichtsdestotrotz spricht man auch beim Mann heute von einer sogenannten Andropause, womit die stetige Reduktion der Testosteronsynthese und der Spermienproduktion gemeint ist.

Mannliche Fortpflanzungsorgan

Die Blutgefässe und die Erektion

Die Erektion ist ein komplexer physiologischer Vorgang, welcher sowohl zentrale neuronale Prozesse als auch periphere anatomische Strukturen (Penis und Schwellkörper) involviert. Eine Erektion kann schon alleine aufgrund psychischer Erregung erfolgen und zusätzlich durch periphere mechanische Stimulation unterstützt werden. Die Voraussetzung für eine Erektion ist die einwandfreie Funktion des Gefässsystems, vor allem der Arterien im Bereich des Beckens und der Beine, da diese für die Blutzufuhr der Strukturen des männlichen Geschlechtes zuständig sind. Bei einer Beeinträchtigung des Blutflusses in diesen Bereichen infolge von Krankheiten wie Diabetes oder Arteriosklerose kann es zur Beeinträchtigung der Erektion kommen.

Die Erektion ist grundsätzlich ein physikalischer Effekt, der durch das Einfliessen von Blut aus den grossen Blutgefässen im Becken in den Penis erfolgt. Dieser Prozess funktioniert jedoch nicht selbstständig. Es braucht eine zentrale Stimulation, eine Erregung, damit sich die Blutgefässe in diesem Bereich öffnen und das Blut in die Schwellkörper (Corpora cavernosa und Corpus spongiosum) des Penis befördern. Damit das Blut nicht wieder sofort durch die Venen aus den Schwellkörpern hinaufliesst, werden die Venen unter einer derben und straffen Bindehaut an der Basis des Penis (Tunica albuginea) so zusammengedrückt, dass ein Rückfluss des Blutes während der Erektion nicht mehr möglich ist. Diese Tunica albuginea setzt also an der Penisbasis wie ein Sperrring an und verhindert bei gefüllten Schwellkörpern durch Kompression der darunterliegenden Vene den Abfluss des Blutes aus den Schwellkörpern. Damit wird die Erektion aufrechterhalten.

Die Nerven und die Erektion

Das zentrale Nervensystem sowie die peripheren Nerven, welche die Arterien, zu den Schwellkörpern begleiten, spielen eine wichtige Rolle für das Funktionieren der Erektion. Die nötigen Impulse, welche die Erweiterung der Blutgefässe am Penis bewirken, stammen vom Zentralnervensystem. Die Motivation und somit die Impulse stammen aus den Hirnarealen, welche für die Verarbeitung der Emotionen verantwortlich sind (limbisches System).

Das limbische System im ZNS ist auch für die Verarbeitung aller weiteren emotionalen Komponenten unseres Lebens, wie Angst oder Stress, verantwortlich. Kein Wunder also, dass bei Angstzuständen oder unter Stress auch die Libido und somit auch die Potenz leiden.

Bei einer zentralen Erregung setzen die Nervenenden an den Blutgefässen, die die Schwellkörper füllen, eine Substanz frei, welche eine lokale Gefässerweiterung verursacht. Diese Substanz, das Stickstoffmonoxid (NO), verursacht eine Erweiterung der Arterienwände, sodass das Blut in die Schwellkörper fliessen kann. Ohne zentrale Erregung wird diese Substanz in der Peripherie lokal nicht abgegeben. Deshalb kann ohne eine zentrale Erregung auch keine Erektion entstehen.

Flaccid Erect

Zelluläre Mechanismen, die zur Erektion führen

Das aus den Nervenenden freigegebene Stickstoffmonoxid (NO) führt in den Gefässwandzellen zu einer Verlagerung von Metaboliten (cGMP-Bildung) und zum intrazellulären Abbau von Kalzium. Ohne die Anwesenheit von Kalzium erschlaffen die kontraktilen Elemente der Gefässzellwand, sodass sich die blutzuführenden Gefässe zu den Schwellkörpern insgesamt erweitern. Sofern Stickstoffmonoxid in ausreichender Menge vorhanden ist, wird die Anhäufung von Metaboliten wie des zyklischen Guanosin-Monophosphats (cGMP) aufrechterhalten. Dieser Metabolit gewährleistet in der Zelle, dass das Kalzium ausserhalb der Zelle bleibt und die Gefässerweiterung aufrechterhalten wird. Wie bei jedem intrazellulären biochemischen Prozess gibt es Gegenprozesse, welche einer zu starken Anhäufung von Metaboliten entgegenwirken.

Das cGMP, welches sich in der Zelle unter Einwirkung von Stickstoffmonoxid angehäuft hat, wird nämlich durch ein intrazelluläres Enzym, die Phosphodiesterase (PDE), abgebaut, worauf die cGMP-Konzentrationen intrazellulär abnehmen und es so wieder zu einer Gefässverengung und somit zum Ende der Erektion kommt.

Zur Aufrechterhaltung einer Erektion ist es also unabdingbar, dass nebst der Motivation auch alle zellulären Mechanismen

reibungslos ablaufen, sodass immer genügend cGMP intrazellulär bereitsteht. Dies kann entweder durch kontinuierliche Stickstoffmonoxidfreisetzung (NO) an den Nervenenden erreicht werden oder durch die Verhinderung des Abbaus des cGMP durch Hemmung der Phosphodiesterase (PDE) in den Zellen der Gefässwände. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine funktionierende Erektion ist und bleibt ein intaktes Gefässsystem, wie vorher bereits beschrieben.

Zelluläre Mechanismen, die zur Erektion führen (Abbildung)

Durch zentrale Stimulation wird in den Nervenendigungen NO freigesetzt, was die Bildung des cGMP führt und durch die Reduktion von Kalzium in der Zelle zur Gefässerweiterung der Penisgefässe und zur Erektion führt,

Legende

NO: Stickstoffmonoxid
GC: Guanylatzyklase
cGMP: zyklisches Guanosin-Monophosphat
PDE-5: Phosphodiesterase-5-Hemmer
GMP: Guanosinmonophosphat
GTP: Guanosintriphosphat

Zellulare Mechanismen
Abbildung: Zelluläre Mechanismen, die zur Erektion führen